Betriebsblind - oder betriebsblöd?!
Hallo zusammen,
eine meiner großen Schwächen beim Schrauben ist es wohl, dass ich vorgefundene Sachen erst einmal als gegeben hinnehme. Bei meiner G 12 CSR, die zwar inzwischen ge-TÜV-t und zugelassen ist, aber noch immer nicht richtig läuft, hat sich das leider wieder bewahrheitet.
Sie hat ja beim Fahren nie richtig Gas angenommen, hat gespotzt und geknallt und ist nie wesentlich über 80 km/h hinausgekommen. Na gut, dachte ich, der Zündmagnet ist wohl hinüber und es fehlt an Feinabstimmung. Zuletzt hatte ich sie auf der Bühne, habe den Magneten getauscht und wurde mit einem recht guten Startverhalten sowie ganz stabilen Leerlauf belohnt. Der erneute Fahrversuch fehlte aber noch, da mir ja zwischenzeitlich eine Triumph Tiger 650 von 1972 zugelaufen ist, die ich für einen Freund wieder zum Laufen bringe und der ich den Platz auf der Bühne freigeräumt habe.
Die Vergaserprobleme der Tiger sind es auch, die mich zur reumütigen Einsicht gebracht haben, dass man sich einfach ALLES anschauen muss, wenn man einem Motorrad nicht traut. Der Concentric der Tiger, insbesondere das Zwei-Kanal-System von Luft- und Spritzufuhr im Leerlauf, hat mich AMAL-Grundlagenforschung betreiben lassen - warum habe ich Idiot das eigentlich bisher nie in letzter Konsequenz betrieben? (Wahrscheinlich, weil meine beiden bisherigen Matchies mit ihren Vergasern problemlos laufen und immer gut einzustellen waren.)
Nachdem ich also gestern am Concentric-Vergaser der Triumph endlich beide LL-Kanäle gesäubert und durchlässig gemacht hatte, sprang das Motorrad auf Anhieb ohne Choke an (erstmalig!) und ließ sich auf einen stabilen Leerlauf bei knapp unter 1.000/min einregulieren. Das erinnerte mich wiederum daran, dass meine G 12 CSR für mich die erste Engländerin war, die den Choke zum Starten brauchte und nur sehr unwillig im Leerlauf "am Leben blieb".
Kurzum, in der Hochstimmung des gestrigen Schrauberabends habe ich ihr kurzentschlossen den AMAL Monobloc heruntergerissen und zerlegt, um - wie bei der Triumph - über verstopfte Leerlaufdüsen u.ä. den Startschwierigkeiten auf den Grund zu gehen. Und wie bei der Triumph habe ich mich erstmalig bewusst mit Nadelgrößen (Pilot Jet, Needle Jet, Main Jet) befasst. Okay, Pilot Jet Größe 30 - sollte passen. Needle Jet Größe 106, geht ebenfalls i.O. Main Jet... Main Jet... ? Main Jet??!!! Bis ich feststellte, dass in dem komischen Düsenstock des Monobloc, der nach unten hin noch mit so einer Art "aufgeschraubtem Eimer" verschlossen ist, überhaupt keine Hauptdüse drin war... Und ich merke das erst, nachdem das Motorrad schon seit fast einem dreiviertel Jahr bei mir steht...
Ich weiß, es ist peinlich und beschämend. Aber, siehe oben: Ich hatte bisher einfach keine Veranlassung gesehen, da mal hineinzuschauen. Bis die (markenfremde) Gastlady auf der Hebebühne mich mit der Nase auf das Vergaserthema gestoßen hat. Die Moral von der Geschichte? Schau überall hinein, nimm alles auseinander, glaube keiner Beteuerung vom Kaliber "Alles ist restauriert/komplett überholt". Das bewahrt einen auch vor eigener Betriebsblindheit/-blödheit.
Im Neill habe ich dann gestern abend gleich mal die gängigen Größen für die Hauptdüse eruiert und bin für die G 12 CSR bei 450 gelandet!! Das erscheint mir sehr groß, andererseits bestätigen es alle anderen Quellen auch (z.B. Roy Bacons Restoration Guide). Hat jemand von Euch hierzu Erkenntnisse? Es handelt sich beim Vergaser um einen 389er Monobloc, der auf dem zylinderkopfseitigen Flansch die Stempelung "389/83" trägt. Danke für alle weitergehenden Informationen!
Da ich ungeduldig war, habe ich noch gestern Nacht bei www.amalcarb.co.uk einen kompletten Monobloc-Repair kit und diverse andere Kleinartikel (u.a. noch zwei Hauptdüsen, je einmal eine 400er und eine 420er) bestellt. Mal sehen, wann´s weitergehen kann... Und was dabei herauskommt...
Danke vorab, und viele Grüße - Jan
Wenns der Roy Bacon sagt, (und der sagts ja, ich habs gleich kontrolliert) wirds schon passen.
Wobei mich die Erfahrungen bei den "Kleinen", den 500er Twins, lehrten, daß sie mit einer 240er Mainjet statt der angegebenen 220er Mainjet bei Vollgas bis zum Ende besser gingen.
Liegt es am heutigen Sprit?
Aber - eine 500er kannst leichter als eine 650er CSR bei Vollgas testen.
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Irgendwas ist immer!
Hi Jan, According to my F W Neill's twin book the carburettor settings for a G12 CSR are as follows:- Carb Type 389/22 (1960) , 389/49 (1961/62) both have same settings. Bore 1.125", Main jet 450 or 390 with air filter, Slide No 4, Pilot 20, Needle jet .106, Needle location 4. Roy Bacon also gives these figures in his book on AJS and Matchlesses.
Have fun with your trials. Mike
Was ich zwischenzeitlich noch (heraus-)gefunden habe, ist das Datum 9-63 auf der Unterseite des Zylinderkopf-Flansches. Ganz offensichtlich das Produktionsdatum September 1963, und ebenso offensichtlich, dass der Vergaser ursprünglich nicht zu diesem Motorrad gehört hat. Die beigefügte Liste habe ich durch Googlen gefunden, danach gehört ein Vergasertyp 389/83 zu einer 350er BSA Einzylinder (!!). Macht aber wohl nix - Hauptsache, ich habe einen 1-1/8" Lufttrichter und bedüse korrekt. (In diesem Fall: 450er Hauptdüse, da ich ja "offen"/ohne Luftfilter fahre.)
Danke für Eure Tipps! Cheers, Jan
- amal_specs.pdf
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Die Moral von der Geschichte? Schau überall hinein, nimm alles auseinander, glaube keiner Beteuerung vom Kaliber "Alles ist restauriert/komplett überholt".
Kann ich aus eigenen Erfahrungen nur bestätigen. Meine Engländerin ist das 1. Bike das ich restauriert gekauft habe. Bei den anderen hab ich dann einfach gewußt was in welchem Zustand ist, da ich es selber gemacht habe oder hab machen lassen.
Und je mehr ich mich mit meiner G9 beschäftige, stelle ich fest das es wohl soweit kommen wird den technischen Bereich komplett zu prüfen. Die lose Abstützung der Bremsankerplatte vorne hat mir echt zu denken gegeben. Und die Öltropfen unter dem Bike versprechen auch nichts gutes
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