Matchless-Zulassung
Bevor jemand meckert: Ich gebe freimütig zu, dass ich diesen Thread auch schon im CBBC-Forum gepostet habe. Aber warum soll ich mir die Mühe des Schreibens zwei Mal machen?
Vielmehr hoffe ich, dass meine Erfahrungen vielleicht im einen oder anderen Einzelfall dazu führen, dass jemand nicht ganz so unvorbereitet/schlecht präpariert zur Zulassungsstelle trabt... ich hätte mir z.B. durch einen von Beginn an eindeutigen Eigentumsnachweis (Kaufvertrag o.ä.) mindestens einen überflüssigen Behördengang gespart. Aber lest selbst...
Zu guter Letzt habe ich die G 12 CSR am Montag tatsächlich zugelassen bekommen. Beweisfoto anbei:
2012-06-25_(01).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dazu noch mal im kurzen Abriss die Erlebnisse, im Guten wie im Schlechten:
1.) Zu den niederländischen Zulassungsbescheinigungen hatte ich zwischenzeitlich Bullshit verbreitet, für eventuelle Verwirrungen bitte ich um Entschuldigung. Fakt ist: in den NL-Zulassungsbescheinigungen Teil I und II steht der letzte Halter genauso drin wie in den deutschen auch. Ich hatte bloß die - in brüchigem NL-Deutsch vorgetragene - Story des Verkäufers meiner G 12 CSR nicht ganz nachvollziehen können. Tatsächlich war er zu keinem Zeitpunkt Eigentümer, in den Papieren (und damit auch in der Abmelde-/Ausfuhrbescheinigung der Straßenverkehrsbehörde) stand als Halter noch der alte Opa drin, von dem er sie übernommen und für den er sie in Kommission verkauft hat.
2.) TÜV-Abnahme: kompetent, schnell, unbürokratisch. TÜV Hessen, Prüfstelle Limburg. Prüfer mit hohem Interesse, Sympathie und viel Affinität zu (englischen) Altmotorrädern. Meine gesammelten Roy-Bacon-, Mick-Walker- und Peter-Hartley-Bücher nebst umfangreichem Bild- und Prospektmaterial (zu Beweiszwecken) konnte ich in der Tasche lassen. Vollabnahme nach § 21 StVZO inkl. Gutachten und reguläres TÜV-Gutachten ("Mängelbericht"), alles zusammen für 60 Euro.
3.) Bei meinem ersten - von drei... beinahe vier...- Zulassungsstellenbesuchen winkt die freundliche junge Dame fast alle Unterlagen anstandslos durch - bis sie über den Eigentumsnachweis stolpert. Oder besser: nicht stolpert. Ich habe ja keinen.
"Haben Sie dafür auch einen Kaufvertrag?" "Nö, von dem Herrn kaufe ich häufiger was, wir machen nur noch mündliche Absprachen." "Oh, da muss ich mal mit meiner Chefin sprechen, ob das geht!"
Ging natürlich nicht. Unverrichteter Dinge zurück nach Hause. Mail an Verkäufer mit vorformuliertem Kaufvertrag und der Bitte um Unterschrift. Rückmeldung Verkäufer: "Ich bin doch gar nicht der Verkäufer. Setz´ die Adresse aus der Zulassungsbescheinigung ein, ich lasse den alten Mann dann unterschreiben."
Jetzt war es schon zu spät für eine anständige Urkundenfälschung, also Vertragsentwurf noch mal überarbeitet, nach NL gemailt - und siehe da: am selben Nachmittag bereits mit Verkäufer-Unterschrift in meinem Fax-Eingang im Büro (gut, wenn noch ein funktionierender Fax-Zugang vorhanden ist!).
4.) Zweiter Zulassungsstellenbesuch: Französischstämmige Sachbearbeiterin namens Annie Muschelknautz (isch schwör´, die heißt echt so!!). Fachmännisch betrachtet sie das §21-TÜV-Gutachten. "Oh, isch fürschte, das müssong Sie noch eingmol nach Marrburrg-Biedongkopf schicken!"
Zur Erklärung: Hessen gönnt sich als einziges Bundesland den "Luxus", TÜV-Vollabnahmen noch mal von einer übergeordneten Super-Behörde prüfen zu lassen, sofern sich aus den Papieren keine EG-Typgenehmigung erschließt. So auch bei meiner G 12 CSR. (Siehe hierzu auch eine der letzten OLDTIMER-MARKT-Ausgaben, ich glaube 6/2012.) Unverrichteter Dinge ins Büro.
Ich zahle die Gebühr (39,50€!!) sofort vom Büro aus per PayPal und bombe Marburg-Biedenkopf direkt mit 8 oder 10 PDFs zu: Antragsformular, NL-Zulassungsbescheinigungen, Kaufvertrag, Certificate of Authenticity vom engl. Club - alles, was ich irgendwann mal eingescannt habe.
5.) Dritter Zulassungsstellenbesuch. Unfassbarerweise war die beantragte Einzel-Betriebserlaubnis aus Marburg-Biedenkopf drei Tage nach Beantragung im Briefkasten. Wer beklagt sich da, dass die Super-Behörde - die ja offenbar mehr Ahnung hat als sämtliche hessischen TÜV-Prüfer - gleich mal "MATSCHLESS" als Herstellernamen einträgt? (Die Sachbearbeiter-Tussi wird dazu später am Telefon sagen, schnippisch: "Man wird sich ja wohl mal verschreiben dürfen!")
Bei der Zulassungsstelle gebe ich der freundlichen Dame am Schalter kategorisch bekannt: Ich sei heute in dieser Angelegenheit zum dritten Mal hier, ein viertes Mal werde es nicht geben. Sie merkt, dass ich schon einen leicht erhöhten Ruhepuls habe.
Alle Unterlagen sind okay: TÜV-Gutachten, Einzel-Betriebserlaubnis, NL-Zulassungsbescheinigungen, Kaufvertrag, Mängelbericht, Personalausweis, elektronische Versicherungsbestätigung, Kennzeichen-Reservierung, ...
"Ähm, sind Sie mit dem Auto hier?" "Öhm, das ist kein Auto... Das ist ein Kraftrad. Und: Nein. Ich bin nicht mit dem Fahrzeug hier." "Oh, ich fürchte, da müssen Sie doch noch ein viertes Mal wiederkommen. Bei aus dem Ausland eingeführten Fahrzeugen müssen wir die Fahrgestellnummer überprüfen. Ministerieller Erlass - Sie verstehen?!"
Ich verstehe. Ich werde laut. "Glauben Sie eigentlich, dass ich diesen ganzen Zinnober mit hunderttausend Herkunftsnachweisen und Authentizitätsbescheinigungen und-und-und nur deswegen betreibe, um das Kennzeichen nachher an ein ganz anderes Fahrzeug zu schrauben??!!!" "Nein, natürlich nicht. aber es hat vermehrt Missbrauchsfälle gegeben. Gleiches Recht für alle. Ministerieller Erlass - Sie verstehen?" Sie trabt zu ihrer Sachgebietsleiterin. Kommt zurück. Sogar der Amtsleiter persönlich sei dabei gewesen. Beide hätten bestätigt: ohne Vorführung des Fahrzeugs geht gar nix.
Platzen oder Fresse halten - dazwischen geht nix. Ich halte die Fresse, nehme wortlos meine Zulassungsbescheinigung Teil II entgegen. Aber eben nicht Teil I - den kriege ich ja erst später, zusammen mit den Plaketten auf dem Nummernschild, nach Vorführung des Krades.
Im Flur biege ich links ab, suche (und finde) das Büro der Sachgebietsleiterin. Nochmaliger Austausch von Argumenten. Ich schaffe es, sachlich zu bleiben. Im Nebel meiner Gefühle höre ich sie das Wort "ausnahmsweise" sagen. Sie trabt rüber zu ihrer Untergebenen, holt meine Zulassungsbescheinigung Teil I, schreibt "ohne Vorführung" auf den Zettel für den Schilderdienst und die Mädels im Plakettencontainer. Ich taumele aus ihrem Zimmer wie ein Boxer, nach 12 Runden knapp als Sieger nach Punkten aus einem Mörder-Fight herausgekommen.
Um viertel nach 9 sitze ich mit einem frisch plakettenbewehrten Nummernschild im Büro und fahre den Computer hoch. Es wird ein schöner Tag...
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