Kolben küsst Ventil

01.08.2010 18:33
#1
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Hallo Leute,
wie ich schon mal erwähnt habe, möchte ich einen 350er Langhubmotor mit einem 72er Kolben beglücken. Erwünschter Hubraum wäre dann ca. 400 cm³ (in der Trialszene z.B. in UK sehr gebräuchlich). Meine Frage ans Auditorium lautet nun: wenn ich eine Probe mache und den Motor per Hand drehe, wie weit soll/darf/kann der Abstand zwischen Ventil bei voller Öffnung und der Kolbenoberfläche sein? Ich würde Knet oder was ähnliches drauflegen und schauen, ob der Kolben das Ventil oder umgekehrt knutschen will. Und wie dick soll diese Knetmasse sein, um gefahrlos tausende Meilen damit anzureißen? Schönen Dank für die Hilfe (hoffentlich .....) Jürgen


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02.08.2010 10:50
avatar  matman
#2
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Hallo Jürgen,

die größere Bohrung wirkt sich eigentlich mit Blick auf den Abstand zwischen Ventilteller und Kolbenboden nicht oder nur auf Umwegen aus. Viel entscheidender wird sein, wie der Kolbenboden gestaltet ist und welche Kompression Du erzielen willst. Bei einem flachen 7:1-Kolben wirst Du kein Problem bekommen. Aber ein Dachkolben für 12,5:1-Methanolbetrieb wird mit Sicherheit in einen Verdrängungswettbewerb mit den Ventilen treten...

Normalerweise sollte es genügen, wenn sich der Motor nach dem Zusammenbau frei durchdrehen lässt, ohne dass ein Ventil hörbar auf dem Kolbenboden aufsetzt. Um auf der sicheren Seite zu sein, sind natürlich ein paar Zehntel Luft zwischen den beweglichen Teilen wünschenswert, zumal der Ventil- und Kurbeltrieb bei (hohen) Drehzahlen ja noch eine zusätzliche Dynamik entwickelt - Stichwörter "Masseträgheit" und "Steuerzeiten" etc., wenn z.B. ein Ventil langsamer in den Sitz zurückfährt als der Kolben nach oben kommt oder wenn Du Ventilflattern hast. Der ganze Gaswechsel ist natürlich ein hochkomplexes Thema - Dein "Problem" hängt dann ja auch noch von den Steuerzeiten ab, insb. vom Öffnungszeitraum des Einlassventils. Wenn Du damit jenseits der 280 - 300° Kurbelwellenwinkel kommst, dann wird´s eng und Du wirst Ventiltaschen im Kolbenboden brauchen.

Aber mal ehrlich: Meine vorstehenden Ausführungen beziehen sich eigentlich nur auf "echte" Hochleistungsmotoren, und davon ist der Langhub-Single so weit entfernt wie ein Lanz Bulldog von einem modernen Turbodiesel. So extrem wie zuvor beschrieben wirst Du den Motor nicht tunen, deswegen sollte der eingangs beschriebene "Trocken-Test" eigentlich völlig ausreichen.

Gutes Gelingen und cheers - Jan


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02.08.2010 22:01
avatar  einGast
#3
ei
einGast

grüß euch jürgen und jan,

grundsätzlich stellt sich hier schon die frage ob man einen motor in dem alter tunen soll oder nicht oder doch versuchen sollte den ursprünglichen charakter des motorrades beizubehalten.

zu den ausführungen von madman könnte man hinzufügen, daß sich die verdichtung mit der hubraumerweiterung etwas erhöht , was man ev durch eine stärkere ZK dichtung wieder egalisieren könnte oder den kolbenboden abdreht , ansonsten , wenn die kompressionshöhe des kolbens und die kolbenform gleich ist kaum mit ventilberührung am kolbenboden rechnen muß. sollten aber vorher schon wesentliche veränderungen am brennraum , den steuerzeiten und kolben mit höherer verdichtung eingebaut sein , wird es wohl oder übel notwendig sein die bauteile zu vermessen und entsprechende korrekturen vorzunehmen , was jedoch sicher nicht im sinne der restaurierung von oldtimern ist. zudem ist ein tunen oder frisieren meistens immer mit verringerter lebensdauer verbunden. eine zu hohe komperssion führt zu " klingeln" ( ungeplante verbrennung )in folge zu überhitzung und schäden am kolben und zylinder.

auch ich wünsche gutes gelingen würde aber vom tunen eher abraten, weil es sinnvoller ist ein stärkeres motorrad zu kaufen als einen oldtimer zu frisieren .


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03.08.2010 13:43 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2010 13:44)
avatar  Ajay
#4
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Hallo Jürgen, ich verkneife mir mal, C.H., Apfelbeck, Hütten & Co zu zitieren - dort kannst du ja selbst nachschlagen. Nachdem du im Gegensatz zu uns in der glücklichen Lage bist, über ein mit Motoren vollgestopftes Arsenal zu verfügen, probier das doch mal aus, wie sich die Geometrie zwischen Kolben im OT und geschlossenen Ventilen bei Standard-Singles verhält. Dann kannst du doch "per Knetmasse" bequem Analogien für dein neues Projekt ermitteln.

z.B.: Wieviel mm hat der Kolben "nach unten" schon zurückgelegt, bevor sich das Einlassventil öffnet?
Wieviel mm hat der Kolben noch "nach oben", bevor das Auslassventil schliesst?

Alternativen:
a) - passt scho, (Idealfall)
b) - wenns zu eng ist, Kolbenboden kürzen und/oder Ventiltaschen ein- bzw. nacharbeiten, und/oder "dicke" Zylinderkopfdichtung verwenden.
c) - wenn das Gegenteil der Fall ist, Distanzblech unter Zylinder, Pushrods und -Hüllrohre verlängern

Noch besser: Schnittmodell erzeugen und Video der Allgemeinheit zugänglich machen!
Etwa so: http://www.youtube.com/watch?v=CjzVrUtB-ns&feature=related

Grüsse, Paul

PS: usual disclaimer :-)


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04.08.2010 04:39
#5
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Hallo Jan, einGast und Paul, erstmal Danke für die Infos. Nur zur Klarstellung: tunen wollte ich den Motor nicht, da würde ich eher gleich zum 500er greifen! Ich habe deshalb auch den Hinweis mit der englischen Trialszene gebracht, da geht es auch nicht um mehr Spitzenleistung, sondern um Erhöhung des Drehmoments. Diese Conversion führt man in der Regel durch, um mit den vorhandenen Komponenten, wie Vergaser, Auspuffrohr, Ritzel (mal sehen ...) einen etwas leistungstärkeren Motor zu erhalten. Ich werde das Auditorium über den Fortgang meiner Bemühungen, den Motor nicht zu Zerbröseln auf dem Laufenden halten! Jürgen


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04.08.2010 14:27
avatar  matman
#6
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Möge die Übung gelingen!


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