Murks & Pfusch gibt es überall
...auch bei einer "top-restaurierten" Maschine, mit der man "sofort losfahren" kann.
Da ich es aber schon verher gewusst oder geahnt habe und auch der Preis über jeden Zweifel erhaben war, kann ich mich darüber überhaupt nicht aufregen. Jetzt bestehen die nächsten Wochenenden darin, die richtigen Teile zusammenzutragen und das Motorrad nach und nach auf TÜV-Abnahme und Zulassung vorzubereiten.
Über den fehlenden "engine steady stay" wurde ja schon berichtet. Mittlerweile habe ich die Hupe dort vorne am Rahmen weg- und unter die Sitzbank gebaut. Das Gewinde für die Befestigungsschraube (5/16" x 26 tpi) ist noch völlig in Ordnung, eine passende Schraube habe ich bereits lose eingedreht; jetzt warte ich nur noch auf die Lieferung von JSL.
Im hinteren Rahmendreieck, irgendwo im Niemandsland zwischen Batteriekasten, Schwingenlagerachse und Schutzblech, fand ich auf der Suche nach einer heruntergefallenen Unterlegscheibe zwei ominöse und offensichtlich nicht zum Motorrad gehörende Kunststoffteile (siehe auch anliegendes Foto). Ich gehe mal davon aus, dass die keinerlei Bedeutung für die Funktion des Motorrades haben...
Beim Rausdrehen der Zündkerzen fiel die 16er Schlüsselweite des erforderlichen Kerzenschlüssels auf (hatte ich zum Glück noch, von meinem alten Opel Corsa B). Ich habe ja schon viele Zündkerzen aus alten Motoren rausgeschraubt, aber was eine NGK BCPR5ES in einem Matchless-Twin zu suchen hat, weiß ich nun wirklich nicht. Nichts gegen NGK, und der Wärmewert ist auch okay.,.. aber mit der 16er Schlüsselweite und vor allem mit dem Entstörwiderstand kann ich mich nun wirklich nicht anfreunden. Dass die eine der beiden Kerzen so lose eingedreht war, dass noch nicht einmal der Quetschring zusammengedrückt war, spielt da auch keine entscheidende Rolle mehr. Jetzt habe ich zwei ganz normale BP5E eingeschraubt, wie sie sich schon in meinem schwarzen Twin bestens bewährt haben.
Ansonsten gab es eher nur Kleinigkeiten zu beheben, z.B. übertriebene Schaumstoffpolster auf dem oberen Rahmenrohr unter dem Tank (von dreien habe ich nur eins übriggelassen), fehlende Gummiauflagen an den vorderen beiden Tankbefestigungsösen u.ä. An den vorderen beiden Sitzbankecken, an denen ca. 100 cm² überschüssiges Bezugsmaterial einfach zusammengefaltet, umgeknickt und an der Innenseite mitsamt dem Bezug vernietet worden war, habe ich das überschüssige Material weggeschnitten, nur eine "knappe Kante" stehenlassen und mit dem Unterbau neu verleimt. Sieht gleich ganz anders aus!
Über die weiteren Fortschritte werde ich berichten, im Moment ist ja - vor allem wetterseitig - wirklich nur Schrauben angesagt. Zumal sie hier bei uns im Taunus schon richtig brutal die Straßen eingepökelt haben...
Cheers, Jan
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Zitat von Wilhelm
Die Plastikteile: Sprengkapsel? Oder Tam...Tam.-.. Tamp... wie heisst das mit dem dünnen Schnürl dran????
Tja, wenn ich´s wüsste... ich werd´s aber, ehrlich gesagt, beiseitelegen (wegwerfen?!) und den Kram wahrscheinlich nie wieder vermissen.
Zitat von Wilhelm
Und daß an den Rahmen glaubich die in die Höhe gezogenen Auspüffe gehören dürften, hast ja schon festgestellt....
Soeben - in d i e s e r Minute habe ich den Umschlag aus England geöffnet und ihm das Dating Certificate entnommen! Alle Nummern (Rahmen, Motor und Getriebe) gehören tatsächlich zusammen. Sie wurde am 11. Mai 1961 auf der Straße getestet und am 10. Juli desselben Jahres ausgeliefert. Wie vom niederländischen Verkäufer berichtet, ist sie tatsächlich an Deltev Louis, Hamburg, erstausgeliefert worden. Als G 12 CSR, also als Straßenversion.
Ich dachte auch immer, alles mit dem Präfix "CS..." müsse den hochgezogenen Auspuff haben, dem ist aber wohl nicht so. Auch auf den zeitgenössischen Bildern sieht man die CSR regelmäßig mit "tiefem" Auspuff - die hochgezogene Ausführung war wohl den CS-Scramblern vorbehalten. Aber beide - sowohl CS als auch CSR - verzichteten wohl auf die hinteren Fußrastenausleger.
Ich gehe jetzt also einfach mal davon aus, dass alles seine Ordnung hat. Und wenn nicht, ist es mir auch wurscht - der Auspuff bleibt so, wie er seit gestern befestigt ist.
Ohne zu widersprechen oder streiten zu wollen:
Ich hatte eine Matchless G 12 CSR, Erstbesitz mein Freund, dann ich. Verkauft 1962 in Wien.
Stahlchromflügel, gerader Siam-Exhaust Zigarrenähnlich. Und ganz normale Doppelsitzbank mit Soziusfußraster.
Was mir so fremd vorkommt, ist die Auspuffaufhängung an der hinteren Strebe, so weit oben. Diesen Auspuffbefestigungspunkt habe ich typisch bei meiner Competition (Single) gehabt, meine Twin hatte für die hinteren Fußraster so ein Blechdreieck, wie es alle Rahmen dieser Zeit hatten, und der Auspuff war da auch befestigt.
Das ist mir deshalb noch so in Erinnerung, weil sich der Auspuffschraufn mal herausgedreht hat und dabei den Hinterreifen zerstört hat. Und zwar unmittelbar an einer Ortschaft nahe Wien, die Edelschrott heisst. EDELSCHROTT!!! Besser gehts nicht.
Und diese Maschine war 100% original, ich kannte sie vom ersten Tag an, als sie vom österr. Vertreter (Eichler, hegelgasse) rausgeschoben wurde.
Aber was weiss man, was die da drüben gerade genommen haben, wenn sie etwas gebraucht haben, oder eine Extrabestellung ohne Namensänderung.....
Leider find ich aus dieser Nicht-Digitalfotozeit keine Fotos in der Eile.
Hallo Wilhelm,
ich bin mir da auch überhaupt nicht sicher! Aber neulich in Wormer hatte ich halt ein Gespräch mit QP-Rainer, und er hat das eigentlich recht plausibel so erzählt. Ich nehme morgen mal meine Literatur mit ins Büro, da kann ich ein paar Bilder einscannen und versuchen, sie anschließend hier zu posten... Das Übliche halt, Roy Bacon und Gold Portfolio und auch Mick Walker - da sieht man einige CSR´s. Danach können wir dann wahrscheinlich trefflich weiterdiskutieren!
Cheers, Jan
Das Plastikteil ist wohl ein neuzeitlicher dB-Killer.
Hält bis zum Ortsausgang, dann ist er weggeschmolzen...=Freie Fahrt!
Zu den Soziusrastenfragen:
Ja, ich habe schon beides gesehen:
Blechtriangeln für die Rasten oder eben nur das kleine Auge direkt am Rohr.
Da muss wohl wirklich der "Roy" ran...
Schönen Tag, trotz dieses Bastelwetters!
Jan
#7
Die Competitionrahmen unterscheiden sich bis 19?? von den Standardrahmen u.a. durch eben diese Soziusfußrastenaufhängung, es ist das Erkennungsmerkmal eines echten Competitionrahmens. Des weiteren sind die Stoßdämpfer an der Competition etwa 3 cm weiter vorn an den Rahmen angelenkt, was zur Folge hat, dass mein Gepäckträger von der G11 nicht an die Competition AJS 18 CS passt. Die Unterzüge beim Competitionrahmen sind mit dem Heck unlösbar verbunden, hart in Muffen eingelötet, also nicht geschraubt wie beim Standardrahmen. Ich glaube ab 1962 (?) sind dann die Rahmen gleich gemacht.
Gruß Jens
Es ist mir tatsächlich gelungen, auf meinem Handy-Foto die GM-Ersatzteilnummer 10457400 zu identifizieren. Tante Google sagt dazu: Überlauf- bzw. Auffanggefäß für Batteriesäure. Und eine deutsche OPEL-ET-Nr. gibt es dazu natürlich auch, die muss 7-stellig sein: 1201766.
Wieso baut jemand so ein Teil ein? Funktioniert der Regler nicht (richtig)? Muss ich mir also nun Gedanken über eine von Zeit zu Zeit überkochende Batterie machen... ? Ich denke mal, ich werde - sobald der Motor wieder läuft - testen, wieviel Spannung die LiMa so in den Stromkreislauf schickt.
Doch, ja, es gibt trotz allem noch einiges zu tun an der Neuerwerbung.
#9
Ooops... so genau habe ich mir die Elektrik noch gar nicht angeschaut. Da steckt aber offenbar noch so ein alter Regler aus dem Prä-Elektronik-Zeitalter unter dem Seitendeckel.
Der Verkäufer hat Stein und Bein geschworen, dass die Elektrik funktioniert, weil ja der vorherige Eigentümer, der die Maschine restauriert hat, sein Geld mit Autoelektrik verdient und angeblich eine große Firma für die Aufarbeitung elektrischer Komponenten für Kraftfahrzeuge wie Anlasser, Lichtmaschinen etc. betreibt.
Was von solchen Bekenntnissen zu halten ist, weiß man ja... und nach allem, was ich bisher am Motorrad vorgefunden habe (insb. inkl. der o.g. GM-Fundsache... ), werde ich lieber nach dem alten Lenin´schen Motto vorgehen: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser".
Von dem Regler werde ich bei Gelegenheit auch mal ein Bild machen und hier einstellen. Diesen Thread habe ich ja wohl bereits in weiser Voraussicht unter genau dem richtigen Titel ins Forum eingestellt.
#11
Hallo Jan
Die mechanischen Regler müssen mit Sachkenntnis justiert werden, dass ist nur möglich wenn man genau weiß was man da tut. Interessant sind sie schon und für den elektrotechnisch vorgebildeten Mechaniker dann auch gut nachvollziehbar, was man bei einem hochintegrierten Halbleiterschaltkreis weniger leicht kann. Falsch eingestellte Regler können die Batterie zum kochen bringen und sogar (habe ich öfters gesehen) den Dynamo so stark belasten, dass der Kollektor auslötet. Ausserdem müssen sie genau wie ein Unterbrecher regelmäßig gewartet werden, weil Abbrand an den Kontakten entsteht. So gut wie ein moderner elektronischer Regler arbeiten sie nie, und den kann man für relativ kleines Geld bekommen, z.B. den DVR2. Der von JSL taugt nicht viel. Weil dein Vorbesitzer da offentsichtlich schon Probleme hatte, solltest du dir überlegen, ob du auch mit Akkusäure rumkleckern willst und dich damit weiter ärgern willst. Mit den Aussagen eines Verkäufers, dass das Motorrad frisch überholt ist, habe ich auch leidvolle Erfahrungen gemacht, ich glaube meiner meinte es ist am Srassenrand von einem Lastwagen überholt worden?
Viel Erfolg Jens
Hallo Jens,
vielen Dank für die Stellungnahme und den Tipp. Ich werde also als Nächstes mein Augenmerk auch noch mal auf die Elektrik richten. Wenn ich zu einem anderen (elektronischen) Regler wechsele, werde ich vermutlich wieder meinem bewährten und sehr sympathischen Lieferanten Sean Hawker die Ehre geben: http://www.hawkerelectrical.co.uk/ - sein Konstrukt arbeitet in meinem schwarzen Twin seit vielen Jahren unauffällig, zuverlässig und zu meiner vollen Zufriedenheit.
Wie gesagt, ich werde berichten. Cheers, Jan
Du kennst aber auch ein anderes Lenin'sches geflügeltes Wort?
Lenin: "Eine Lüge, die oft genug erzählt wird, wird irgendwann zur Wahrheit."
Das wollt ich aber eigentlich nicht sagen, sondern, falls es hilft:
LUCAS Regler einstellen.J
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Zitat von Wilhelm
Du kennst aber auch ein anderes Lenin'sches geflügeltes Wort?
Lenin: "Eine Lüge, die oft genug erzählt wird, wird irgendwann zur Wahrheit."
Welche Lüge meinst Du denn konkret, Wilhelm?! Oder war das nur mal einfach so zitiert, anlässlich meines Lenin-Zitates?
Ach, und das von Dir gepostete LUCAS-Reglerschema hast Du mir schon vor vielen Jahren mal per Mail zukommen lassen - ich hab´ es damals sogleich ausgedruckt, in eine Prospekthülle geschoben und in meinen heiligen Matchless-Ordner geheftet. Von Zeit zu Zeit hole ich es heraus und bete es an.
Nee, im Ernst: Du hast mir bei meinen damaligen Elektrikproblemen (2003? 2004? 2005?) eine Menge Material zugesandt, das es mir überhaupt erst ermöglicht hat, meiner Schaltung auf den Grund zu gehen und alles richtig instandzusetzen.
Nochmals danke! Jan
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