Ein neuer...

  • Seite 1 von 2
04.08.2017 05:21
avatar  nortom
#1
avatar

Hallo liebe Engländerfreunde,
ich habe mich nun auch hier im Jampot Forum angemeldet. Ich fahre seit über 30 Jahren AWO (sowas gehört in jeden gut sortierten Haushalt sagen wir immer) und habe inzwischen einiges restauriert.Seit etlichen Jahren hab ich auch eine Norton ES2, Bj.50, einst direkt aus England gekauft und über einen Winter komplett wieder instandgesetzt. Seither lief sie um die 11000km tadellos. Lediglich eine Zündkerze hab ich unterwegs mal zerbraten (es trieb mich der Übermut, als mich im Spreewald eine Truppe Midlifekrisis mit BMW Vierventilern verfolgte).
Nun steht mir der Sinn nach einem weiteren Eintopf, in dem Falle der G80/18 CS. Ich will mir am Wochenende eine 18S ansehen, die ich dann unter Umständen kaufen würde. Daraus würde ich mir gerne ein CS Replikat machen wollen.Das Original ist mir zu teuer.
Was sonst noch zu meiner Person zu sagen wäre:
ich bin 46 Jahre alt, gelernter Schlosser und Karosseriebauer (habe einige Jahre in der Oldtimerrestauration gearbeitet) und bin auch in der Zerspanung halbwegs bewandert und ausgerüstet.

So mir jemand zur 18S (52er) noch ein paar Hinweise zu eventuellen Schwachstellen geben könnte( ich hab da z.B.mal was von der Ölpumpe gehört),wäre ich sehr dankbar.

Gruß Thomas


 Antworten

 Beitrag melden
07.08.2017 11:11
avatar  matman
#2
avatar

Hallo Thomas,

dann mal willkommen hier und viel Spaß.

Eigentlich ist die Ölpumpe beim AMC-Heavyweight-Single kein echter Schwachpunkt. Sie besteht aus einem schneckengetriebenen, gleichermaßen rotierenden und oszillierenden Stößel, der rechtsseitig unter der Kurbelwelle angebracht ist. (Erst in den 1960er Jahren - ich glaube, 1964 - wurde dann auf eine von Norton übernommene Zwei-[?]Kolben-Pumpe gewechselt.) Empfindlich sind allerdings die Schlauchanschlüsse der Ölpumpe am Kurbelgehäuse - diese Gewinde sollte man mit äußerster Sorgfalt behandeln, sie reißen gerne aus.

Und man muss bei einer Motorüberholung und einhergehendem Austausch des Pumpenstößels darauf achten, korrekten Ersatz zu kriegen - fast jedes Jahr wurden daran mehr oder weniger geringfügige Modifikationen vorgenommen. Im "Restoration Guide" von Roy Bacon ist das fotografisch eindrucksvoll belegt, da gibt es nach meiner Erinnerung Abbildungen von mindestens sechs oder sieben verschiedenen Ölpumpen-Ausführungen.

Ansonsten kriegst Du halt bei einer 18S von 1952, was Du verdienst: Jampot-Federbeine, ein Burman-Getriebe (vielleicht sogar schon das damals brandneue B52-Getriebe), einen berüchtigten Blech-Primärkettenkasten, einen wackeligen Einrohr-Rahmen, eine ebenso wackelige Ein-ein-Achtel-Zoll-Telegabel - mit anderen Worten: ein traumhaft schönes Motorrad! (Das man nach meiner Meinung nicht zwingend zur CS umstricken muss... )

Nach meinen Erfahrungen befindet sich aber ohnehin nur noch eine Minderheit aller AMC-Motorräder in durchgehendem Originalzustand - sehr häufig wurden in alte Fahrzeuge jüngere Motoren, Girling-Federbeine, Alu-Primärkettenkästen u. ä. adaptiert, sowohl aus funktionalen als auch aus Image-Gründen. Das fast perfekte Baukasten-Prinzip und die hohe konstruktive Kontinuität der Motorräder begünstigt dergleichen aber auch.

Also, frisch ans Werk...

Cheers, Jan


 Antworten

 Beitrag melden
07.08.2017 22:46 (zuletzt bearbeitet: 08.08.2017 09:42)
#3
avatar

Ergänzung zur Ölpumpe: Die spätere Nortonölpumpe ist eine übliche Zahnradölpumpe. Wichtig ist wenn du den Führungstift (unter der Pumpe) , der in die Schnecke eingreift und für die axiial oszilierende Bewegung sorgt rausgedreht hast und dann den Kickstarter betätigst, bekommt man den Stift schwer wieder rein und man kann dann leicht Bruch machen. Der Pumpenkolben hat übrigens ein dickes und ein dünnes Ende. Das dicke Ende fördert das Öl zurück und das dünne Ende an die Schmierstellen.
Ausser der Gefahr die Gewinde durch hebeln gegen das Gehäuse mit dem Maulschlüssel zu zerstören, leiden die Pumpen wenn in den Ölkreislauf Fremdkörper gelangen (z.B. zerbrochener Kolbenring etc.) dann wird die Passbohrung für den Pumpenkolben im Alukurbelgehäuse beschädigt, es bilden sich Riefen und der Kolben dichtet nicht mehr in seiner Bohrung. Die Schnecke auf der Kurbelwelle gibt es wie Jan schon schreibt als eingängige Schnecke und mit 2- 3 und mehr Gängen.

Ein genereller Schwachpunkt bei AMC (nicht die Norton Motorräder mit Featherbed Frame) sind die Steuerkopflager. Sie sind so konstruiert, dass sie sich selber ausrichten können/sollen. Der äußere Lagering liegt in einer Kalotte des Steuerkopfes und kann sich so beim einstellen des Lagerspiels ausrichten, allerdings ist die Aufnahme im Steuerkopf nach so vielen Jahren eigentlich immer ausgeschlagen. Eine wirklich solide Reparatur geht nur mit zuschweißen, neue Sitze fräsen und dann natürlich Kegelrollenlager. Das habe ich bei meiner CS gemacht, das schweißen an dem Tempergusssteuerkopf ist aber nicht unproblematisch. Wenn das Motorrad nicht im Gelände eingesetzt werden soll, kann man sich eine Kleblehre bauen und die Lagerringe mit einem hochwertigen Epoxidkleber einkleben, das hält an meiner G11 schon viele Jahre. Feststellen kannst du das Spiel in den Lagersitzen in dem du das Vorderrad am vorderen Ende des Schutzblechs auf dem Mittelständer vor und zurück zerrst und die Finger auf den Spalt zwischen Steuerkopf und Gabeljoch unten legst, wenn es da wackelt hast du Spiel im Lagersitz.

Warum wollen bloß alle Leute so ein solides altes Motorrad in eine Competition "umwandeln"? Du schubbst doch auch deine Oma nicht die Treppe runter und sagst: "Oma lauf mal ein bisschen schneller."

Jens


 Antworten

 Beitrag melden
08.08.2017 10:11
avatar  nortom
#4
avatar

Erstmal danke für die freundliche Begrüßung!

Naja, warum muss sie eine CS werden? Ich habe 1986 von meinem Patenonkel (aus dem "Westen") Klacksens Buch "Die tollen Motorräder der 50er Jahre" bekommen. Und da schrieb der gute Klicks ja überschwänglich begeistert von diesem Motorrad. Ich weiß nicht, wie oft ich das gelesen hab damals. Und zu der Zeit hat man natürlich hier im Osten so etwas noch nich mal zu Gesicht bekommen. Irgendwie war es ja seither so ein Traum. Wie gesagt hab ich ja seit meiner frühesten Jugend schon AWO geschraubt.Dann kam mal irgendwann die Norton usw. Insgeheim hat man aber immer noch so ein wenig nach so einem Ofen geschielt...
Aber inzwischen, nachdem nun auch meine Tochter im jugendlichen Alter, sprich aus dem gröbsten,raus ist, sind die CS (für mich) kaum mehr bezahlbar. Daher ist dies für mich die Möglichkeit, der Sache zumindest nahe zu kommen. Klar, wirds kein Rennpferd mehr, aber optisch kriegt man es in jedem Falle so hin. Und aus der Erfahrung her, sag ich mal , kann man auch mit Mehrleistung fahren, dann darf es aber nicht übertrieben werden und es muss natürlich richtig gemacht sein (Wobei gesagt sein soll: ich kenne Leute, die fahren AWOs mit an die 500ccm und um 35 PS! Original warens 250ccm und maximal 15,5!)

Tja, nun steht sie hier. 1954 AJS 18s Fahrgestell und 52er Matchless G80S Motor, mit Norton Comando Kotflügeln "verfeinert" und offenem Primärtrieb, weils wahrscheinlich "cooler" aussah.
Läuft aber recht ordentlich. Der Vorbesitzer hat sie wohl mal aus einer Laune heraus gekauft. Mir hatte er gesagt, man muß sie anschieben, sonst sprIngt sie nicht an. Ich habe da eine andere Vermutung, ich kriege sie
angetreten...

Wenn ich mal den Nerv dafür habe, stell ich mal ein Foto ein. Ich habs nicht so mit den elektronischen Medien.
Und danke nochmal für die technischen Hinweise!

Gruss Thomas


 Antworten

 Beitrag melden
09.08.2017 18:43
avatar  nortom
#5
avatar

So, da ist nun mein neuerworbenes Kraftrad.


Wie gesagt, der Motor ist ein Matchless G80S Motor von 1952. Der Magnetdeckel ist wahrscheinlich nur mal ausgetauscht worden. Den kann ich aber zeitlich garnicht zuordnen. Gab es eigentlich auch unterschiedliche Aluköpfe? Kann einer der Wissenden mir mal auf die Sprünge helfen?
Ich möchte ja einen Langhub CS Motor daraus machen.

Gruß Thomas


 Antworten

 Beitrag melden
10.08.2017 08:39 (zuletzt bearbeitet: 10.08.2017 08:52)
#6
avatar

Der Deckel ist Matchless, da hat jemand vermutlich einen Getriebeinspektionsdeckel mit zugeschweißtem Loch drauf geschraubt. AJS hat einen völlig anderen Deckel aus getrennten Einzeldeckeln für das Steuergehäuse und die Magnetkette, Es hat verschiedene Zylinderköpfe gegeben. Eine "CS-Replica" könnte man auch sofort als solche identifizieren, weil die CS einen ziemlich anderen Rahmen hat, z.B. die Soziusfußrastenaufnahme, der Rahmenunterzug und das Heckteil sind bei der CS ein Stück und nicht zu trennen usw. Das Tourenmodell läuft übrigens sehr viel kultivierter als die CS die z.B immer einen unruhigen Leerlauf hat, jedenfalls die Kurzhuber. Dein Motorrad ist doch auch so ganz hübsch finde ich.

Jens

Ausschnitt_bearbeitet-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 Antworten

 Beitrag melden
10.08.2017 11:01
avatar  nortom
#7
avatar

Hallo Jens!
Das mit mit der Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters... Also meins ist es nicht. Sieht irgendwie aus wie Yamaha SR .
Dass der Motor der CS ein Raubein ist, ist auch klar. Schon wegen der höheren Verdichtung und dem größeren Vergaser und der damit abnehmenden Strömungsgeschwindigkeit laufen diese Motoren im Stand und untenherum nicht gut. Ich werde es irgendwie dazwischen ansiedeln. Da fummel ich mich schon irgendwie ran. Optisch wirds aber eine CS, das ist sicher,aber technisch halt etwas alltagstaugliches. Die hohe Leistung verschleisst ja auch sehr.
Ist es denn möglich den Steuergehäusedeckel gegen einen solchen von der AJS auszutauschen, oder passt das nicht? Dass die Buchsen dann zur rechten Motorgehäusehälfte angepasst werden müssen wäre ja klar.
Das Pleuellager unten werde ich mir auch mal ansehen. Wenn ich das richtig im Ersatzteilkatalog gesehen habe, ist ja das Lager auch wie bei Norton eines ohne Käfig. Da halte ich nicht viel von. Bei der Norton hatten wir es auch umgebaut mit einem Dürkopp Nadellager und einem passenden Hubzapfen.
Die vorherige Frage mit den unterschiedlichen Zylinderköpfen: kann das sein,daß die Matchlessköpfe nur um die Auslassventilkammer höher verrippt waren oder ist da sonst noch etwas anders?

Da liegt jetzt natürlich eine Menge Arbeit vor mir, aber auf den kommenden Winter freue ich mich trotzdem
Sicherlich werde ich euch noch mit einer Menge Fragen nerven, ich hoffe ihr sehts mir nach.

Gruß Thomas


 Antworten

 Beitrag melden
10.08.2017 23:57
#8
avatar

Hallo Thomas,
es gab im Laufe der Jahre schon Veränderungen am Zylinderkopf, allerdings beziehen die sich nicht auf die Marke, also AJS hatte zur gleichen Zeit die gleichen Zylinderköpfe wie Matchless. Unterschiede gab es z.B. an den Aluzylinderköpfen in der Länge der Durchgangslöcher für die Blechrohre über den Stößelstangen, grundsätzlich gilt je später, je kürzer. Ganz spät gab es diese Blechröhrchen schon gar nicht mehr, da hatten sie die in den Zylinder integriert. Ja, die Engländer waren schon sehr fortschrittlich und sind einige neue Wege gegangen! Nach diesem Abstecher in die Ironie, wieder zurück zum Thema: Gemäß meinen Ausführungen sind natürlich auch unterschiedlich lange Stößelstangen und besagte Schutzrohre verbaut worden. Wenn ein original bzw. originaler Nachbau des Pleuellager drin ist, dann ist selbiges ein mehrreihiges käfiggeführtes Rollenlager. Bei Bedarf kann ich auch einige Fotos in ausgebautem Zustand liefern. Umbau auf Nadellager ist möglich und hilfreich bei defektem Originalem bzw. solchem von Alphabearings. Beim Austausch des "timing case" musst Du bedenken, dass Du auch das Unterteil brauchst, genau wie Jens es beschrieben hat. Die AJS Version sollte direkt passen, wenn die eingepressten Lagerbuchsen für die Nockenwellen das gleiche Mass haben. Okay?
Gruß Jürgen


 Antworten

 Beitrag melden
11.08.2017 02:38
avatar  nortom
#9
avatar

Das Steuergehäuse komplett meinte ich auch. Die Sache mit den Zylinderkopfrippen ist mir jetzt auch klar: die 350 und 500er sehen da etwas unterschiedlich aus.
Danke für deine Ausführungen!
Ich muß mich bei AJS/Matchless jetzt erstmal ein bißchen orientieren. Wenn ich das jetzt richtig erkenne, sind also die Langhuber bis '55 (mit den freistehenden Stösselrohren) und ab '56 die Motoren mit dem kürzeren Hub und den Stösselstangen im Rippenkörper des Zylinders.
Naja, ich wühl mich langsam durch.

Gruß Thomas


 Antworten

 Beitrag melden
11.08.2017 10:31 (zuletzt bearbeitet: 11.08.2017 11:17)
avatar  Ludwig
#10
Lu
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Nicht ganz, bis 55 waren die unteren 3 Rippen im Kopf für die Rohre ausgespart, danach gingen die Rohre nur noch bis zur Unterkante des Kopfes.
Wie Jürgen schreibt, wurden die Rohre erst ganz spät komplett weggelassen.
Grüße Ludwig
Nachtrag:
Aussparungen wie bei Deiner Maschine.
Solche Details sind eigentlich ganz gut in Roy Bacons
Matchless and AJS Restoration
beschrieben.
Leider sehr teuer geworden, vielleicht findest Du mal gelegentlich eins bei ebay.


 Antworten

 Beitrag melden
11.08.2017 18:05
avatar  matman
#11
avatar

...haben die den "Restoration Guide" von Roy Bacon nicht noch in Kettering bei Jampot Spares?

Ich habe meinen seinerzeit übrigens bei Herby Gubba (GLM) neu erstanden - zusammen mit meiner ersten Matchless und einem herrlichen Satz WW-Schlüssel von Heyco. Also, auch bei GLM lohnt die Nachfrage.

Cheers, Jan


 Antworten

 Beitrag melden
12.08.2017 12:40
avatar  nortom
#12
avatar

Das Buch von Roy Bacon hab ich eben gekauft. Ist hier wahrscheinlich wie bei Norton, annähernd jedes Jahr was anderes.
Aber nichts desto trotz, bin ich guter Dinge.
Ich habe übrigens ein deutsches Prospekt von 1954 erstanden mit einem Schriftstück von Detlev Louis. Werds mal hier einstellen.


 Antworten

 Beitrag melden
12.08.2017 13:17
avatar  nortom
#13
avatar


Leiider lässt sich das Jahr nicht feststellen.


 Antworten

 Beitrag melden
12.08.2017 13:21
avatar  nortom
#14
avatar


 Antworten

 Beitrag melden
12.08.2017 17:56 (zuletzt bearbeitet: 12.08.2017 18:58)
#15
avatar

Ja, das waren noch Zeiten! 1965 habe ich bei Detlev Louis (himself) meine erste neue AJS 18S gekauft, die hatte ich schnell kaputt mangels Sachverstand und jugendlichem Temprament. Er war ein harter Geschäftsmann und sehr tüchtig wenn man bedenkt wie er angefangen ist (mit von der Bank geborgtem Geld um 1 Motorrad aus England kommen zulassen und zu verkaufen. 14 Tage später ging es dann schon um 2 Motorräder - und heute- von seinen Erben alles an die Amis verscherbelt. Als wir unsere Intenationale Jampotrally 2014 in Borsfleth durchgeführt haben, habe ich ihn, da war er ja noch am Leben und ich kannte ihn persönlich, um eine Spende gebeten. Er hat abgelehnt und ich habe nicht locker gelassen und immer wieder geschrieben und angerufen, bis seinem Geschäftsführer es Leid war und er lächerliche Gutscheine im Wert von 250€ rausgerückt hat - der alte Geizhals.

Ich finde übrigens, das die Alternatormodelle wie hier "in the flesh" und aus dem Prospekt gezeigt von der Primärseite besser aussehen als von der Steuerseite.

Jens

AJS 18S5_edited.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) AJS.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!